Die Soziologin und Schriftstellerin Pinar Selek lebt in Istanbul und ist derzeit Stipendiatin im Writers-in-Exile-Programm des deutschen P.E.N.-Zentrums. Als Feministin und Mitherausgeberin der Zeitschrift „Amargi“ (Freiheit) engagiert sie sich für die Emanzipation und Gleichstellung der türkischen Frauen.
Ende der neunziger Jahre wurde Pinar Selek wegen angeblicher Propagandaarbeit für die PKK verhaftet, saß zweieinhalb Jahre in U-Haft und wurde schwer gefoltert. Erst im Gefängnis, Monate nach ihrer Festnahme, konfrontierte man sie mit dem Vorwurf, im Auftrage der PKK einen Bombenanschlag auf den Istanbuler Gewürzbasar verübt zu haben. Das Verfahren zog sich über acht Jahre hin. Nachdem zahlreiche Gutachter bestätigt hatten, dass die Explosion auf dem Basar nicht auf eine Bombe, sondern auf eine defekte Gasflasche zurückzuführen war, und nachdem der Hauptzeuge der Anklage eingeräumt hatte, seine Pinar Selek belastenden Aussagen unter der Folter gemacht zu haben, wurde sie 2006 freigesprochen. Anfang letzten Jahres ging der Fall jedoch wegen angeblicher Formfehler vor die oberste Instanz. Dort wurde der Freispruch kurzerhand wieder aufgehoben, wogegen der Oberstaatsanwalt desselben Gerichtshofs indes Widerspruch einlegte, der aber abgewiesen wurde. Am 8. Februar 2010 haben wir erfahren, dass die berüchtigte 9. Strafkammer des Obersten Kassationsgerichts in Ankara Pinar Seleks Verurteilung zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe fordert.
Pinar Selek braucht in diesen Tagen, da die Urteilsverkündung bevorsteht, die Unterstützung der Öffentlichkeit nicht nur in der Türkei, sondern weltweit.
Weitere Informationen und Mailadressen gibt es auf den Seiten des PEN-Deutschland und auf der Homepage von Pinar Selek.