Wien. Der Feministin und Friedensaktivistin Pinar Selek droht eine lebenslange Haft in der Türkei, wie das Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation (VIDC) berichtet. Selek wird vorgeworfen, im Auftrag der von Ankara als Terrororganisation eingestuften Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) 1998 einen Bombenanschlag auf einem Basar in Istanbul verübt zu haben.
Obwohl die Schriftstellerin und Soziologin in dieser Angelegenheit schon vor Jahren freigesprochen worden sei, wolle der Oberste Gerichtshof der Türkei sie aufgrund der selben Anklage zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilen, hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten VIDC-Pressemitteilung. Selek war in den 90er Jahren wegen der Vorwürfe zweieinhalb Jahre im Gefängnis und soll dort auch gefoltert worden sein.
Das VIDC kritisierte den neuen Prozeß scharf. Ende vergangener Woche hatte sich bereits das P.E.N.-Zentrum Deutschland, dessen Stipendiatin Selek ist, gegen das Verfahren gewandt. Laut P.E.N. muß Selek bei einer Verurteilung lebenslange Haft »unter verschärften Bedingungen« fürchten. Dies bedeutete in der Türkei 36 Jahre Einzelhaft mit totalem Kontaktverbot. Anfang März erscheint Selek jüngstes Sachbuch in deutscher Übersetzung unter dem Titel »Zum Mann gehätschelt – zum Mann gedrillt« im Orlanda Verlag. (jW