16. Oktober 2009
Ein Gespräch mit Pinar Selek, türkische Soziologin und Gründerin der Amargi Women´s Co-op
Pinar Selek ist eine der führenden türkischen Friedens- und Frauenaktivistinnen. Sie organisiert Frauengruppen, um gegen das Patriachat aufzustehen, wribt gerade für ihr neues Buch, reist um die Welt, um über die Macht der Frauen in der Türkei zu sprechen und sie kämpft gegen die Anklage, eine Bombe auf einem Markplatz gelegt zu haben – zweimal wurde sie von diesem Vorwurf bereits freigesprochen.
Pinar Selek war Mitte Oktober in Wien, um über die Frauenbewegung in der Türkei zu sprechen. Während eines Treffens konnten wir mit ihr über Islamismus und Säkularismus in der Türkei, über die Power von Frauengruppen und über die Notwendigkeit eines Aufbaus von internationalen Unterstützungsnetzwerken für Frauen sprechen.
Selek spricht klar: auch wenn einige Regierungsmitglieder den Islam offiziell implementieren möchten, hat die Türkei kein religiöses, fundamentalistisches Regime. Die andauernde Debatte um das Kopftuch, Attatürk hatte das Tragen einst erzwungen, bestimmt Politik und Privates und hat mittlerweile dazu geführt, dass sich eine Marknische entwickelt hat: „Es ist hip, ein Kopftuch zu tragen“.
Selek sieht gewalttätigen Extremismus in der Türkei kaum, dafür mehr und mehr Druck auf die Frauen, sowohl von politischer als auch von gesellschaftlicher Seite.
Es gibt zahlreiche Frauenorganisationen in der Türkei. Pinar Selek hat eine davon gegründet, die Amargi Women´s Co-op, deren Ziel es ist, Freiräume für Frauen in der patriarchal geprägten Gesellschaft zu schaffen.
Pinar Selek war auf Einladung des VIDC, Wiener Institut für Dialog und Zusammenarbeit, in Wien.