Pınar Selek
Wir beharren im Falle von Pınar Selek


28 November 2011 - Berlin


Die Soziologin, Autorin, Feministin, Menschenrechtsaktivistin – der Mensch Pınar Selek wird seit 13 Jahren vor unseren Augen gefoltert. Regierungen kommen, Regierungen gehen, aber der maskuline Staat kann es nicht verwinden, dass ein Mensch erhobenen Hauptes und mit dem Mut derjenigen, die weiß, dass sie im Recht ist, vor ihm steht; erst recht nicht, wenn dieser widerständige Mensch eine Frau ist...
 
Nach drei Freisprüchen ist es die stärkste Folter aller Foltern, ist es die größte Ungerechtigkeit und Rechtswidrigkeit gegen einen Menschen, der seine Jahre dem Kampf dem Militarismus und jeglicher Form von Gewalt gewidmet hat, der die Lupe auf die Teile der Gesellschaft gerichtet hat, die als die Anderen wahrgenommen werden, gegen diesen Menschen erneut ein Verfahren zu führen und diesen Menschen als Angeklagten eines Massakers zu präsentieren.

Pınar Selek wurde im Februar 2011 zum dritten Mal freigesprochen. Der Staatsanwalt legte Rechtsmittel ein woraufhin das Verfahren auf den 7. März vertagt wurde. In diesem Verfahren wird erneut über eine lebenslängliche Strafe verhandelt werden. Der Staat bringt einen Menschen nicht nur dadurch um, dass er ihm sein Leben nimmt. Trotz all dem Erlebten nimmt Pınar nicht die Rolle eines Opfers an, beklagt sich nicht. Sie steht erhobenen Hauptes dar, wie würdevolle Menschen stehen, die wissen, dass sie im Recht sind. Sie lässt es nicht zu, zur Heldin stilisiert zu werden. Sie bringt immer wieder zur Sprache, dass dies ein Kampf um Gerechtigkeit ist, dass es eine Frage des Rechts ist, dass es kein individuelles Problem ist, sondern viele Menschen in der gleichen Lage sind. Sie arbeitet unermüdlich, veranstaltet Buchlesungen und nimmt an Seminaren teil. Dazwischen schreibt sie ihre Doktorarbeit, Artikel, Märchen und sogar einen Roman.

„Halbierte Hoffnungen“ ist Pınars erster Roman. Für uns ist dieser Roman auch deshalb ganz besonders, weil Pınar diesen Roman in Berlin, im Exil geschrieben hat.
In der Verhandlung am 9. Februar sagte der Vorsitzende als er Pınar Selek zum dritten Mal freisprach: „Wir beharren auf unserem Urteil im Falle Pınar Seleks“. Wir, die aus der Türkei Stammenden und in Berlin Lebenden beharren auch im Falle Pınar Seleks. In diesen Tagen, in denen es in der Türkei zu einer Hetzjagd kommt, in denen Ragip Zarakolu, Büşra Ersanlı und hunderte Intellektuelle, Akademiker_innen und Journalisten_innen verhaftet worden sind, in diesen schmerzhaften Tagen ist es noch wichtiger geworden, zu Pınar zu stehen, die zu einem Symbol geworden ist.

Bis Recht und Gerechtigkeit in eins fallen, stehen wir alle parteiisch auf der Seite von Pınar Selek.

Berliner Initiative Solidarität mit Pınar Selek
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Mahkeme Süreci Court Process