Ein Istanbuler Gericht hat zwei frühere Freisprüche für die im Exil in Deutschland lebende Autorin Pinar Selek bekräftigt. Mit der vorläufigen Entscheidung stellte sich das Schwurgericht am Mittwoch (09.02.2011) gegen das Oberste Berufungsgericht in Ankara, das die Freisprüche zuvor aufgehoben und verlangt hatte, den Fall neu aufzurollen. Selek soll wegen siebenfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt werden. Das Verfahren soll nun im Juni fortgesetzt werden.
Hintergrund des Prozesses ist eine Explosion im Ägyptischen Basar in Istanbul im Juli 1998. Sieben Menschen wurden getötet, unter ihnen drei Kinder. Zusammen mit anderen wurde die damals 27-jährige Selek kurz danach verhaftet. Als Anhängerin der verbotenen Untergrundgruppe Kurdische Arbeiterpartei (PKK) soll sie - so der Vorwurf - auf dem Basar eine Bombe gelegt haben. Selek, die ihre Unschuld beteuert, wurde nach eigenen Angaben in der zweieinhalb Jahre dauernden Haft gefoltert.
Keine Bombenexplosion
Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Bekannt für sein Angebot an Gewürzen: der Ägyptische Bazar in Istanbul
Gutachter kommen indes zu dem Ergebnis, das in dem Basar keine Bombe, sondern ein Gasbehälter explodiert ist, es sich also nicht um einen Anschlag, sondern um ein Unglück handele. Darauf gestützt, sprachen die Richter Selek 2001 und 2006 frei.
Selek lebt derzeit als Writers-in-Exile-Stipendiatin der Schriftstellervereinigung PEN in Berlin. Sie äußerte sich erfreut über den erneuten Freispruch: "Ich bin glücklich über diese Entscheidung", sagte die Autorin der Nachrichtenagentur dpa. "Ich freue mich, dass das Gericht dem politischen Druck widerstanden hat."
Expertin für Kurden-Konflikt